Sachverhalt Furcht und Zwang

Andreas und Angela[1]

 

Andreas und Angela kannten sich seit der Kindheit, weil sie dieselbe Schule besuchten, aber sie waren nicht befreundet. Angela hatte einen schlechten Ruf, aber einen reichen Geschäftsmann als Vater. Der Vater von Andreas hingegen war immer verschuldet. Außerdem war er sehr streng und autoritär. Nach dem Schulabschluss leistete Andreas den Militärdienst ab. Da er anschließend aber keine Arbeit fand, kehrte er ins Haus der Eltern zurück. Eines Tages nahm ihn sein Vater mit, um den Vater von Angela zu besuchen. Dieser erklärte sich bereit, die Schulden zu übernehmen, falls Andreas Angela heiratet. Drei Tage später heirateten sie zivil. Obwohl sie noch nicht zusammengezogen waren, wurde Angela schwanger. Ihre Eltern drängten Andreas, auch kirchlich zu heiraten. Außerdem redete sein Vater fast täglich auf ihn ein: „Es ist das Beste für die Familie, wenn ihr heiratet.“ und: „Wenn Du mich in dieser Notlage nicht unterstützen willst, kannst Du woanders hinziehen.“ Schließlich willigte Andreas dem kirchlichen Hochzeitstermin doch ein. Am Morgen des Hochzeitstages versteckte er sich aber auf dem Dachboden. Als der Trauzeuge ihn dort fand, entgegnete er, dass er sich betrinke und die Hochzeit nicht durchmachen wolle. Aber es gelang dem Trauzeugen, ihn doch dazu zu bewegen, weil alles schon vorbereitet war und die Gäste bereits auf ihn warteten. Das gemeinsame eheliche Leben dauerte nur wenige Wochen. Sobald Andreas in der Nachbarstadt eine Arbeitsstelle gefunden hatte, verließ er die Angela noch vor der Geburt des Kindes und zog dorthin.

 

[1] Vgl. Rota Romana, Coram De Angelis (5.11.2003), in: StudCan 40 (2006) 513-523.

 

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